Nikolaus – vom Wert der Tradition und des Schenkens
Alle Jahre wieder. Es ist wieder soweit.
Wie jedes Jahr werden enorme Erwartungen an eine Person gestellt: Der Nikolaus hat es wirklich nicht einfach.
Er muss immer wieder Tradition und Moderne unter einen Hut, sorry, unter seine Mütze bekommen.
Dabei spielen ihm schlaue Marketer oder auch besorgte Mütter und Väter stets Geheimtipps zu. Damit es nachher auch wirklich klappt – mit der Überraschung.
Was bei der ganzen Umsetzung des Nikolaus-Brauchs nachdenklich machen könnte, ist die Tatsache, dass der Nikolaus anderen Leuten Sachen in die Schuhe schiebt. Solcherlei untergeschobenen Dinge mag nicht ein Jeder.
Etwas in die Schuhe geschoben zu bekommen, hat auch Tradition – allerdings ist diese völlig anders gelagert. Es ist ähnlich dem Verfahren des unter den Teppich kehrens.
Nur gibt es bei Letzterem keinen Schuldigen mehr. Ist das nun eine Steigerung des Verarbeitungsprozesses?
Einst, so will man der Überlieferung Glauben schenken, gab es zwei Nikoläuse aus zwei verschiedenen Jahrhunderten, die im Laufe der Zeit miteinander verschmolzen. Wie so oft, schafft es der Mensch, sich seine Welt, wie Pippi Langstrumpf es als Expertin auch empfiehl, selbst zu gestalten.
Der Verschmolzene (ob sich dieses Bild die Schokoladenindustrie wohl zunutze machte?) beschenkte Kinder um Übles von ihnen fern zu halten. Weshalb er dafür die Schuhe auslobte bleibt sein Geheimnis. Ich möchte ihm dies nicht negativ auslegen. Vermutlich wurde das mit dem Schuldigen später von Eltern erfunden, die sich den unglücklichen Fehlgriff bei der Geschenkeauswahl nicht anders zu erklären wußten – bzw. ihren beschenkten Kindern.
Später verwandelte sich Nikolaus in einen Bestrafer unartiger Kinder, begleitet von Knecht Ruprecht… wer da wohl seine Finger mit im Spiel hatte?
Schon bald aber setzte sich die gütige Version durch und die heutige Darstellung eines alten Mannes mit Rauschebart und rotem Mantel kommt von dem deutschen Auswanderer-Künstler Thomas Nast (und nicht von Coca-Cola), der ihn als Santa Claus in den USA um 1860 so zeichnend ins Bild setzte.
In der Legende heißt es auch, dass er zum Bischof wurde und am 6. Dezember 352 starb und weil er stets die Armen und Bedürftigen beschenkte, bis ins hohe Alter und stets im Verborgenen, so wurde der 6. Dezember zum Vorboten des Weihnachtsfestes – allerdings immer mit der Maßgabe, dass er sich nicht erblicken lassen dürfe.
Deshalb finden Kinder am Morgen des 6. Dezember Süßes (Schokolade) und Bitteres (Mandeln) in ihren Stiefeln und Schuhen. Und bis heute bleibt es ein Rätsel, wer da wem tatsächlich etwas in die Schuhe schiebt. Schön und erfüllend ist die Tradition des Schenkens in jedem Fall – für jeden Beteiligten – meistens zumindest 😉